Ich bin seit 2 Wochen vor Ort in Velika Kladuša, auch um den Freiwilligen der kleinen Hilfsorganisationen psychologische Unterstützung anzubieten. Dieses Angebot stößt auf rege Nachfrage, mittlerweile habe ich so eine Art Warteliste. Ich führe Supervisionen durch für die Teams unserer unterschiedlichen Partnerorganisationen und Einzelterminen für diejenigen Freiwilligen, die das gerne möchten. Es gibt einen sehr hohen Bedarf hier – wie überall, wo freiwillige Menschen, die nicht für humanitäre Hilfseinsätze ausgebildet sind, unter eigentlich unerträglichen Bedingung aktiv sind.
Wenn du die grauenvollen Bilder von Krankheit, Schmutz und Elend tagtäglich siehst; wenn du die fürchterlichen Geschichten hörst über die Flucht, die die Menschen hinter sich haben, um überhaupt hierher zu gelangen, und über die aktuellen grausamen Pushbacks der kroatischen Polizei; wenn du mit diesen wirklich unerträglichen alltäglichen Zuständen konfrontiert bist, dann landet das alles bei Dir, und irgendwie musst du das verdauen, aber eigentlich kannst du das gar nicht so richtig. Kommt dazu dann noch dein eigenes Gefühl von Hilflosigkeit und Überforderung angesichts dieser Situation, dann ist das alles gar nicht so einfach.
Dann gibt es noch die Frage: Wie ist das eigentlich, wenn ich ein paar Wochen oder Monate hier war, und dann wieder zurückkomme in meinen „normalen“ Alltag? Wie finde ich mich dort zurecht? Erscheint er mir wohlmöglich als unbedeutend und belangslos, gemessen an dem „eigentlichen, wertvollen, bedeutsamen Leben“ im Hilfseinsatz vor Ort? Um diese und andere Fragen und Herausforderungen geht es bei den Supervisionen, und ich freue mich sehr, die Freiwilligen beim Umgang damit unterstützen zu können.
Das Foto entstand bei meinem ersten Besuch im sogenannten „Bangladeshi Forest“, einem Waldstück am Ortsrand, in dem geflüchtete Menschen aus Bangladesh in sebstgezimmerten Behausungen aus Plastikfolie und Holzresten leben und sich im nahegelegenen Fluss waschen – auch im Winter bei MInusgraden.
Ein Symbol der Schönheit und Hoffnung an einem Ort, wo du es am wenigsten erwartest.
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