In der vergangenen Nacht ist das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Inseln Lesbos zu großen Teilen abgebrannt, die Ursache ist immer noch unklar. NGOs wurden attackiert, die Polizei setzte Tränengas ein, Menschen liefen in Panik in die umliegenden Wälder und werden immer noch vermisst. Lokale Partner*innen berichten von Chaos und Panik. Die wenigen Habseligkeiten der Menschen sind entweder verbrannt oder wurden geplündert. Nachdem über dem Lager ein Lockdown auf Grund von Covid-19 verhängt wurde, eskalierten die Spannungen.
„Das ist die alleinige Verantwortung der europäischen Union und auch der deutschen Bundesregierung“ sagt der Geschäftsführende Vorstand des Vereins aus Berlin-Brandenburg Axel Grafmanns. „Es war total absehbar, dass etwas Schlimmes passieren wird. Die Zivilgesellschaft hat seit Monaten gewarnt. Wenn sie Menschen unter absolut erbärmlichen Bedingungen in einem Lager halten, ohne ausreichend Wasser, Essen und Gesundheitsversorgung, und dann noch ein Zaun gezogen wird, um einen Corona Lockdown durchzusetzen, dann passiert in diesem Realitätgewordenen Horror-Science Fiction Film genau das: Eine Katastrophe!,“ empört sich Grafmanns. „Toleriert und hervorgerufen durch die politisch Handelnden.“
Der junge Verein ist selbst auf den griechischen Inseln aktiv und hat in Kooperation mit einer spanischen NGO eine Corona Isolierstation und Krankenversorgung auf einer der Ägäis Inseln als Reaktion auf Covid 19 aufgebaut. Angesichts der Corona Pandemie forderte Wir packen’s an immer wieder die Evakuierung der Menschen aus den griechischen Flüchtlingslagern um eine solche Katastrophe zu verhindern. Lokale Partner von Wir packen’s an berichten von dem Einsatz von Spezialkräften der Polizei aus Athen und das auch noch viele Geflüchtete vermisst werden, auch Schüsse wären zu hören gewesen. Große Teile des Lagers und auch die Klinik und die Corona-Isolierstation seien verbrannt, apokalyptische Bilder erreichen den Verein. Ebenso wären faschistische Gruppen auf Lesbos gegen Migrant*innen vorgegangen.
Der Corona Lockdown schränkte die Bewegungsfreiheit der Menschen in Moria noch mehr ein, parallel dazu breitete das Virus sich in den letzten Tagen immer mehr aus. Zuletzt wurde von 35 bestätigten Fällen berichtet. Wir packen’s an bereitet gerade die Winterkampagne vor, und konsolidiert nun, wie der Verein auf die neue Lage reagieren muss. Im vergangenen Winter wurden Hilfsgüter auch nach Lesbos geliefert.
„Es nützt gar nichts, wenn sich Politiker*innen von Regierungsparteien bei der tollen Aktion mit den 13.000 Stühlen vor dem Reichstag fotografieren lassen. Schon seit Jahren wird gesagt: Es muss sich was ändern. Nur leider ändert sich nichts, Untätigkeit ist festzustellen. Außer ein paar Lippenbekenntnissen wird die Situation einfach immer schwieriger, der Zaun um Moria und der Brand der vergangenen Nacht sind ein menschenverachtendes Symbol einer verfehlten deutschen und europäischen Politik. Die Flüchtlingslager werden in Corona Zeiten endgültig zu großen, elenden Freiluftgefägnissen, nicht nur auf Lesbos,“ so Grafmanns. „Ein wohlhabender Kontinent lässt die Menschen in den Lagern sterben, der Winter naht. Jetzt ist ein Großteil des Lagers Moria abgebrannt. Ist das jetzt endlich ein Zeitpunkt adäquat zu reagieren?“ fragt Grafmanns. „Es gibt nur eine Lösung: Evakuiert die Lager und holt die Menschen aus dieser Hölle raus!“ wiederholt Grafmanns eine zentrale Forderung des Vereins.